05.07.2020

Online-Seminar: Psychosoziale Belastungen durch COVID-19 bei MigrantInnen und Geflüchteten

Die MEDICLIN Klinik am Vogelsang in Donaueschingen veranstaltete in Kooperation mit dem Institut für Transkulturelle Gesundheitsforschung (ITG) der DHBW Villingen-Schwenningen am 1. Juli 2020 ein Online-Seminar, bei dem vor allem die psychischen, aber auch physischen Auswirkungen des Coronavirus diskutiert wurden.

Rund 120 Teilnehmende erhielten Einblicke in derzeit laufende oder kürzlich abgeschlossene, zum Teil auch internationale Studien zur Corona-Pandemie. Eine Perspektive richtete sich explizit auf Migrant*innen und Geflüchtete, die – häufig bereits traumatisiert – in der aktuellen Situation eine Re-Traumatisierung erfahren. „Die Corona-Pandemie kann zu einer erheblichen psychischen Belastung führen, die bei einigen Menschen in der Folge Depressionen, Ängste oder psychosomatische Beschwerden auslösen kann“, erklärte Professor Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, Direktor am Institut für Transkulturelle Gesundheitsforschung (ITG) und Leiter der Abteilung Transkulturelle Psychosomatik an der MEDICLIN Klinik am Vogelsang.

Zur Begrüßung sagte Carmen Weller, Chefärztin der MEDICLIN Klinik am Vogelsang und des Zentrums für psychische Gesundheit in Donaueschingen: „Wir sehen uns mit einer weltweiten Problematik konfrontiert, deren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit des Einzelnen noch gar nicht abschätzbar ist. Umso mehr freuen wir uns, dass gemeinsam mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg eine web-basierte Veranstaltung geschaffen wurde, die es uns ermöglicht, sogar über die Grenzen des Bundesgebiets hinaus mit Interessierten aus verschiedenen Fachgebieten in Dialog zu treten.“

  • Professor Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, Direktor des Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung (ITG) und Leiter der Abteilung Transkulturelle Psychosomatik an der MEDICLIN Klinik am Vogelsang in Donaueschingen, referierte in seinen Vorträgen über die psychischen Spuren, die das Corona-Virus hinterlässt. Diese können zu einer erheblichen psychischen Belastung führen, die bei einigen Menschen in der Folge Depressionen, Ängste oder psychosomatische Beschwerden auslösen kann. Bei Traumatisierten verstärken sich häufig  die Symptome.
  • Claudia Klett, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am ITG, sprach über die unterschiedlichen Formen und Risikofaktoren familialer Gewalt während der Corona-Pandemie. Besonders Kinder, als die Schwächsten der Gesellschaft, tragen das größte Risiko, Gewalt zu erfahren. Wichtige Bereiche professioneller Unterstützungsangebote und Ansätze für Gewaltprävention zeigte Klett auf.
  • Johanna Neumann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am ITG, stellte die Informations-und Beratungsplattform „psychisch-sozial-und-gesund“ zum psychosozialen Umgang mit COVID-19 vor sowie die an diese Plattform anknüpfende wissenschaftliche Umfrage zu psychosozialen Stressoren. An der Umfrage, die über einen Zeitraum von 2 Monaten erhoben wurde, haben sich 373 Personen beteiligt.
  • Cornelia Schlegel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am ITG, erläuterte das System der Online-Plattform „Kollegiale Beratung in Zeiten der Pandemie“. Das Forschungsprojekt ist besonders in Problemlagen wie in der aktuellen Corona-Krise eine Plattform, bei der berufsbezogene Fälle im Gruppenmodus systematisch und ergebnisorientiert reflektiert werden können.

Nach der Diskussion und den Fragen der Teilnehmenden bedankte sich Prof. Kizilhan und sagte, dass „auch im Arbeitsalltag viele Fragen offen sind: Wie gehe ich als Fachkraft mit Personen um, die sich aufgrund der Corona-Pandemie gänzlich zurückziehen, Ängste entwickeln oder in eine Depression verfallen? Wie erkennt man rechtzeitig Gefahrensituationen in Familien und welche Möglichkeiten bieten sich, Maßnahmen zu ergreifen? Wie kann der Stigmatisierung an COVID-19 erkrankten Personen vorgebeugt werden?“ Mit all diesen Fragen in Verbindung mit der Corona-Pandemie  möchte sich das Team um Prof. Kizilhan an der DHBW und der MEDICLIN Klinik weiterhin beschäftigen. Er lud die Teilnehmenden ein, über die geschaffene Plattform im Austausch zu bleiben.

Chefärztin Carmen Weller bedankte sich für die gelungene Veranstaltung und die Kooperation mit der DHBW und teilte mit, „dass sich die MEDICLIN Klinik weiterhin mit den psychischen Auswirkungen des COVID-19“ beschäftigen werde.

Die Präsentationen finden Sie auf der Internetseite der DHBW.