
Bundestag: Genozid an Jesid*innen anerkannt
Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan (4.v.l.) bei der Gesprächsrunde des Parlamentarischen Empfangs der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im Anschluss an die Anerkennung des Völkermordes.
„Diese Entscheidung erleichtert uns unsere psychotherapeutische Arbeit“

Anhörung im Ausschuss
Auch Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, Leiter der Transkulturellen Psychosomatik der Klinik am Vogelsang, hat zu diesem Ergebnis maßgeblich beigetragen. Bereits im Juni vergangenen Jahres wurde er im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe als Sachverständiger gehört. Dort berichtete er aus seiner Arbeit mit traumatisierten Opfern, die nach den Gewalttaten der IS-Terrormiliz nach Deutschland geflohen waren. Viele von Ihnen fanden und finden in der Klinik am Vogelsang adäquate Hilfe in ihrer Sprache.
Professor Kizilhan erzählte im Ausschuss, dass er seit 2014 mit über 2000 jesidischen Frauen und Kindern gesprochen habe, die verschleppt, vergewaltigt und verkauft wurden. „Das Grauen ist unvorstellbar“, sagte Professor Kizilhan vor den Mitgliedern des Ausschusses. Die Jesid*innen hätten ein „kollektives Trauma“ erlitten.
"Es geht um das Gefühl von Gerechtigkeit"

Auch Außenministerin Baerbock bedankte sich
Verwaltungsleiterin Mona Kizilhan hatte ebenfalls die Gelegenheit, diese historische Sitzung im Bundestag mit einigen jesidischen Persönlichkeiten, Menschenrechts-Aktivist*innen und Überlebenden als Gast mitzuerleben. „Mit der Anerkennung ist ein sehr wichtiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit gemacht worden und bestärkt uns auch auf unserem weiteren Weg in der transkulturellen Psychosomatik“, so Mona Kizilhan.
Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien sowie Außenministerin Annalena Baerbock bedankten sich anschließend bei Professor Kizilhan für die geleistete und wichtige Arbeit.
"Es ist zu erwarten, dass ein weiteres Sonderkontingent* auferlegt wird, um schwer traumatisierte Menschen nach Deutschland zu holen", sagt Professor Kizilhan. "Mit unserer Expertise und langjährigen Erfahrung ist die Abteilung Transkulturelle Psychosomatik bestens aufgestellt, um den Überlebenden zu helfen."
Weitere Infos zur Transkulturellen Psychosomatik:
* Professor Kizilhan leitete 2014 das Sonderkontingent der Landesregierung Baden-Württemberg für schutzbedürftige Frauen und Kinder, die in den Händen des Islamischen Staats“ (IS) waren. In diesem Sonderprogramm bekamen rund 1.100 Frauen und Kinder bei uns eine Chance auf ein neues Leben. Unter diesen Frauen war auch Nadia Murad, die 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde und sich weltweit für Menschenrechte einsetzt.