Fallbeispiel Perihan
Psychosomatische Therapie nach einem Trauma.
Ich will wieder leben!
Klein, abgemagert und erschöpft wirkt sie im ersten Gespräch mit dem Psychologen der Traumatherapie Klinik am Vogelsang. Sie ist ängstlich, misstrauisch und verschlossen. Niemand erkennt mehr die lebenslustige, offene und gebildete Frau, die sie vor ihrem Trauma war. Die Gründe für das Trauma sind nicht nur der Krieg in ihrer Heimat, ihre Verhaftungen und die Festnahmen ihrer Familie, sondern auch die Übergriffe sowie die Vergewaltigungen während der Verhöre. Die Erlebnisse haben ihr Leben zerstört. Perihan und ihre Familie konnten sich retten. Doch das Erlebte lässt sie nicht los. Sie empfand Schuldgefühle, fühlte sich entehrt und beschmutzt. Das Trauma war so schlimm, dass sie mehrmals versuchte, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
»Das furchtbare Schicksal, dass Frau Bulut und ihre Familie erleiden mussten, hat sie schwer gezeichnet«, sagt Prof. Kizilhan nach dem Kennenlernen. »Das Trauma des Erlebten wirkt in ihr fort.« Das sei ganz typisch für traumabedingte Störungen. »Patienten haben nach solchen Erlebnissen vielfältige Ängste. Sie erleiden so genannte Flash-Backs, durchleben also das traumatische Ereignis unvermittelt in Alltagssituationen erneut. Sie versuchen, das Erlebte zu verdrängen. Aber dadurch nimmt es einen immer größen Raum ein. Es wird zum Monster, das die Seele beherrscht«, erklärt der Experte der Traumatherapie Klinik am Vogelsang. Nicht selten würden die Betroffenen bei sich eine Schuld suchen. Sie sind in einem Teufelskreis aus Angst, Wut, Schuld, Misstrauen und emotionaler Erstarrung gefangen. Ziel der Therapie ist es daher, sie aus diesem Teufelskreis herauszuholen und mit ihnen eine neue Perspektive auf das Leben zu erarbeiten.
Wir berichten über echte Patientengeschichten. Zum Schutz unserer Patienten haben wir die Namen geändert. Die Personen auf den Fotos sind nicht mit den Patienten in den Geschichten identisch.
Therapieziele der Traumatherapie Klinik am Vogelsang
- psychische Stabilisierung
- Vermeidung von symptomatischen Affekten, wie Depressionen und Angst
- Analyse und Modifikation dysfunktionaler Kognition
- Verbesserung des Wissens über das Trauma
- Verbesserung der Selbstwahrnehmung
- Aufbau von Vertrauen in Andere
- verbesserter Umgang mit Belastungssituationen
- Erlernen von Entspannungsmethoden
- Verbesserung der psychischen Unabhängigkeit
- Verbesserung der sozialen Integration
- Erschließung von Ressourcen zur Stabilisierung der Psyche und des Selbstwertgefühls
- Erarbeitung der Fähigkeit, sich Anderen zu öffnen
- Aufbau von Vertrauen in die positive Kraft des persönlichen Umfelds
Vorgehensweise bei Traumafolgestörungen
- regelmäßige, ressourcenorientierte Einzelgespräche in Ihrer Muttersprache
- Gruppentherapie in Ihrer Muttersprache
- Teilnahme an einer psychoedukativen Gruppe zu Depression und Schmerz
- Einzeltherapie zum Aufbau von Vertrauen
- Erlernen von Entspannungsmethoden
- psychotherapeutische Maßnahmen und Gestaltungstherapie zum Ausdruck unterdrückter Emotionen
- Einzelgespräche zur Erarbeitung des Zusammenhangs zwischen biografischen Ereignissen und Ihrer Krankheitssymptomatik mit einem narrativen Ansatz
- Rekonstruktion der Biografie, die als Ressource für die weitere Stabilisierung genutzt werden kann
Ergebnisse der Therapie bei Traumata
Perihan Bulut wurde im Verlauf der Therapie offener, selbstbewusster und konnte sich von ihren Schuld- und Schamgefühlen lösen. Sie fasste den Mut, mit ihrem Ehemann über ihre traumatischen Erlebnisse und ihre Vergewaltigung zu sprechen. Er berichtete ihr, während der Verhöre ebenfalls vergewaltigt worden zu sein. Nach dieser ersten Annäherung führte das Ehepaar einige Paargespräche. Damit konnte die Kluft überbrückt werden, die das Erlebte und Perihans Trauma zwischen den beiden geschaffen hatte. Beide fassten wieder Vertrauen zueinander. Perihan Bulut will nun schnell die deutsche Sprache erlernen und hat das Ziel, wieder als Lehrerin arbeiten zu können. Sie verabschiedete sich aus der Traumatherapie Klinik am Vogelsang mit diesen Worten: »Als ich in die Klinik kam, überlegte ich, wie ich sterbe. Jetzt fange ich an, mir Gedanken zu machen, wie ich wieder leben kann. Danke.«
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